Das Schauspielhaus wird ab Oktober für fünf Monate ein neuer künstlerischer Begegnungsort, ein Schauspielhaus,
eine Herberge, ein Hotel. Genauer gesagt: Kein Hotel. Irgendetwas dazwischen...
Am Anfang steht eine Geburt, die keine ist. Etwa wie in Krippenspielen, wo sie
am Ende auch einfach so geschieht. Die tatsächliche Geburt passiert hier später, im Flixbus zwischen den Sitzen. Anna Neata
schreibt hochmusikalisch und formal bestechend über Schwangerschaft und Mutterschaft, Geburtenkontrolle und Selbstbestimmung.
Im Keller eines heruntergekommenen Hochhauses arbeiten Weberinnen an Tarnumhängen
aus Lumpen für einen Krieg, der viele Schauplätze hat: den Balkan, Syrien oder die Körper der Frauen. Konspirieren sie dort
unten im Untergrund? Enis Macis neuer Text ist herausfordernd und kampfbereit.
In Mazlum Nergiz’ Stück »COMA« umkreist ein namenloser Erzähler in Erinnerungen,
Märchen und Reflexionen sein Verhältnis zu sich und seiner queeren Sexualität. Der Text nimmt Zusammenhänge von Intimität
und Gewalt und die Praxis des Cruisings in den Blick, die Suche nach gelegentlichem Sex, zwischen Sichtbarkeit und Verborgenheit.
Die letzten Künstler:innen und Gäste sind
ausgezogen aus dem Schauspielhaus Hotel, der Abbau hat bereits begonnen. In einigen der verlassenen Zimmer flimmern
noch letzte Video-Installationen einsam vor sich hin, durch die leeren Flure hallt der Endlos-Loop einer letzten Playlist
aus dem verlassenen Radiostudio.
Als ein Mann
den Auftrag bekommt, Luxusbunker an die Superreichen zu verkaufen, wird ihm klar, was er ihnen wirklich verkauft: Überleben.
Und dass er sich selbst genau das niemals leisten können wird. Die neue Arbeit der britischen Theatergruppe Kandinsky ist
ein Stück über die Frage, wie wir mit dem Ende der Welt leben können.
Noch vor nicht allzu langer Zeit waren Kirchenglocken ein wichtiges Kommunikationsmittel.
Ihr Läuten war öffentlicher Aufruf zur Feier, zur Trauer, zum Gebet. Oder eine Warnung. Und zeigte nicht zuletzt das Vergehen
der Zeit an. Doch die Ära der Kirchenglocken ist vorbei. Der Schritt hin zur Säkularisierung der Kommunikation vollbracht.