Hans-Gratzer-Stipendium


Die Stipendiat:innen des Hans-Gratzer Stipendiums 2024/25 stehen fest:
Arad Dabiri, Carlotta Huys, Màteja Kardelis, Leo Skverer und Miriam Unterthiner werden ihre jeweiligen Textentwürfe am Schauspielhaus Wien weiterentwickeln. Ein sechsköpfiges Kuratorium wählte die fünf Autor:innen aus einer Rekordzahl von 184 Einreichungen aus. Die Auswahl erfolgte wie bereits letztes Jahr ohne Altersbeschränkung und anonym.

Das Stipendium beinhaltet drei Arbeitsaufenthalte in Wien unter professionellem Mentorat durch die Dramatikerin Tanja Šljivar. Die Stückentwürfe werden am 15. Februar 2024 der Öffentlichkeit vorgestellt. Eine Jury bestehend aus der Lektorin Ruth Feindel, dem Autor Amir Gudarzi, der Regisseurin und Dramaturgin Aslı Kışlal sowie Ensemblemitglied Sophia Löffler prämiert einen Text für eine Ausarbeitung zur Uraufführung in der Saison 2025/26, zusätzlich wird ein Publikumspreis vergeben. Das mit dem Publikumspreis ausgezeichnete Stück wird in einer szenischen Lesung gezeigt. Alle fünf Stücke werden als Kurzhörspiele in der ORF-Sendung Ö1 Soundart – Kunst zum Hören gesendet.




Die Stipendiat:innen 2024/25

Arad Dabiri mit (hab doch bitte keine) Angst!
Zwei junge Menschen werden zur selben Zeit in einem Krankenhaus in Wien geboren. Beide wachsen im selben Haus auf, und obwohl ihre täglichen Erfahrungen unterschiedlicher nicht sein können, teilen sie eine Freundschaft und ein Gefühl: eine unbestimmte Angst, die ihnen von Beginn an im Nacken sitzt.

Arad Dabiri, geboren 1997 in Wien, ist Autor. Der Roman DRAMA (Septime Verlag 2023) wurde mit dem Debütpreis des Österreichischen Buchpreises ausgezeichnet, der zweite Roman GLORIA! erschien im Herbst 2024 (Korbinian Verlag). Das erste Theaterstück DRUCK! wurde mit dem Autor*innenpreis des 41. Heidelberger Stückemarkts ausgezeichnet und gelangt im Jänner 2025 im Nationaltheater Mannheim zur Uraufführung. 
 
Carlotta Huys mit Babygirl. Geschichten ohne Happy End
Babygirl ist kein glückliches Baby – so wie ihre Mutter keine glückliche Mutter ist. Babygirl bleibt kein fatshaming, kein gender pay gap und auch keine Form von sexualisierter Gewalt erspart. Von Geburt an beschreibt Carlotta Huys ein auf allen Ebenen von Sexismus geprägtes Leben – und kontert mit sprachlicher Widerspenstigkeit.

Carlotta Huys, geb. 1997 in Hamburg, studierte Theaterwissenschaft und Philosophie in München und Dramaturgie an der HfS Ernst Busch, Berlin. Seit 2018/19 arbeitet sie als freie Dramaturgin für Sprechtheater und Performance, in der Spielzeit 2023/24 fest am Deutschen Theater Göttingen. Von ihr begleitete Produktionen waren unter anderem zu sehen in München, Jena, Hannover und Heidelberg. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit feministischer Kritik und der Dekonstruktion patriarchaler, rassistischer und ableistischer Narrative in Theater und Gesellschaft.
 
Màteja Kardelis mit U PROLAZU / IM VORBEIGEHEN
Im Innenraum eines Autos trifft der Protagonist von U PROLAZU / IM VORBEIGEHEN auf seine engsten Familienmitglieder. Màteja Kardelis beschreibt eine Reise zwischen Gegenwart und Vergangenheit, Stadtstraße und Landautobahn, die nationale Grenzen quert.
 
Màteja Kardelis, geboren 2001 in Novi Sad, Serbien, knüpfte seine ersten Kontakte zur darstellenden Kunst in verschiedenen Jugendtheaterkollektiven. In seiner Arbeit beschäftigt er sich mit dem Wunsch, utopische Räume für marginalisierte Gruppen zu schaffen. Zurzeit ist er im vierten Studienjahr Regie an der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg in Ludwigsburg und arbeitet an seiner Bachelorarbeit, in der er die osteuropäische Perspektive der Erinnerungskultur untersuchen möchte.
 
Leo Skverer mit Die benannten Plätze
Die benannten Plätze ist ein Text, der sich in Zwischenräumen abspielt: Erzählungen aus der Perspektive von Menschen, die in einem anderen System geboren wurden als jenem, in dem sie jetzt leben. Eine Sprache, die nicht nur aus einem Mund kommt, sondern aus mehreren. Poetische Bilder, die auf eine zerrissenen Realität verweisen, die nur in Fragmenten sichtbar werden kann.
 
Leo Skverer schreibt Dramatik und lebt in Berlin. Geboren 1979 in der ehemaligen UdSSR. Abitur in Kiel, Studium der Volkswirtschaftslehre an der FU Berlin. Nach dem Studium Tätigkeit bei einer Investmentbank in Frankfurt/Main. Studium der Deutschen Literatur und Philosophie in Berlin, anschließend Regieassistenzen u.a. am DT Berlin und am Schauspiel Leipzig. Eigene Regiearbeiten in der Freien Szene Berlin. Für Schauspiel Leipzig inszenierte er Das Missverständnis, Fräulein Else und Geschlossene Gesellschaft. Derzeit Doktorand an der FU Berlin mit einem Thema zum dramatischen Werk Einar Schleefs.
 
Miriam Unterthiner mit Mundtot
Die Leistungsportlerinnen in Mundtot stehen unter Beobachtung: Durch übergriffigen TrainEr, die sie anspornen und erniedrigen, den sexualisierenden Blick der Öffentlichkeit und durch sich selbst im gegenseitigen Konkurrenzdruck. Gleichzeitig ist der Text ein Versuch, eine Sprache wiederzugewinnen, die einem genommen wurde.
 
Miriam Unterthiner, geboren 1994, wuchs am Rande eines kleinen Bergdorfes in Italien auf. Studium der Philosophie, Germanistik, Sprachkunst sowie Szenisches Schreiben bei Drama Forum. Ihre Jugend verbrachte sie auf den Handballfeldern Italiens. Der Theatertext Va†erzunge entstand im Rahmen des Autor:innenprogramms „Drama Lab“ der Wiener Wortstaetten und wurde für den Autor:innenpreis des Heidelberger Stückemarkts (2023) nominiert. Miriam Unterthiner ist ebenso für den Retzhofer Dramapreis für junges Publikum nominiert.
 


Vergangene Jahrgänge

Hans-Gratzer-Stipendium 2023/24:
Mentorat: Katja Brunner

Yannic Han Biao Federer mit Asiawochen, oder: Der Geist von Bandung
Noëlle Haeseling mit VON FISCHEN UND FRAUEN (Gewinnerin Publikumspreis 2024)
Jona Rausch mit BETONKLOTZ 2000
Sophie Steinbeck mit ihr kinderlein kommet (und gehet doch all)
Guido Wertheimer mit Die realen Geister (Gewinner Hans-Gratzer-Preis 2024)



Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein etabliertes Format in der deutschsprachigen Theaterlandschaft. Das Förderprogramm für angehende Theaterautor:innen trägt nachhaltig zur Stärkung der zeitgenössischen Dramatik im deutschsprachigen Raum bei. Verankert ist das Hans-Gratzer-Stipendium am Schauspielhaus Wien, einem Theater für zeitgenössische Dramatik. Als Labor für Gegenwartsautor:innen sieht es seinen Auftrag darin, neuen Texten und Erzählformen eine Bühne zu geben. Ein Anliegen ist es, das Hans-Gratzer-Stipendium gezielt für breit gefächerte Perspektiven zu öffnen und die Diversität unter den Autor:innen, die Heterogenität der Schreibvorhaben zu befördern.

Kontakt: 

Das Hans-Gratzer-Stipendium ist ein Projekt des Schauspielhaus Wien. Die Werkstattlesung findet in Kooperation mit dem Max-Reinhardt-Seminar und dem Studiengang Schauspiel der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) statt. Das Preisgeld wird gestiftet von der Literar Mechana. Weitere Kooperationspartner:innen: Institut für Sprachkunst der Universität für angewandte Kunst WienWiener Wortstaetten, Ö1 Soundart: Kunst zum Hören