Geld ist Klasse

Ungleichheit und Überreichtum | Theaterstück

25. und 26. Oktober 2024, 20 Uhr
Zu Gast im Schauspielhaus Wien

Aufführungsdauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause
© Christian Knieps
Der Theatermacher Volker Lösch, die Millionenerbin Marlene Engelhorn und die Schauspielerin Marlene Reiter gehen das Thema Ungleichheit aus einer neuen Perspektive an: gemeinsam performen sie eine theatrale Attacke auf den Überreichtum. Bei Geld ist Klasse geht es um Vermögen und Macht, Ungleichheit und Überreichtum, Geld und Gerechtigkeit, das gute Leben für alle und wie es wirklich werden kann.

Mit dem Autor Lothar Kittstein entwickeln Engelhorn, Reiter und Lösch ein Theaterstück, das von der Entstehung der Ungleichheit über die Tricks, mit denen Überreichtum sich tarnt und gegen Kritik immunisiert, die Gefahren für die Demokratie, das Gewaltpotential des unregulierten Reichtums bis hin zu Veränderungsmöglichkeiten die gesamte Bandbreite der Thematik abdeckt. Dokumentarische Abschnitte, persönliche Geschichten und fiktive Spielszenen verbinden sich zu einem hybriden Ganzen, das vor allem eins machen soll: Lust auf Veränderung.

Durch den innovativen Ansatz, das Problem mit Blick auf die Reichen zu beschreiben, und mit einer Protagonistin, die als erste Überreiche auf einer Theaterbühne selbstkritisch Einblicke in die abgeschottete Welt der Supervermögen liefert, macht Geld ist Klasse den
Erkenntnisprozess plastisch und zeigt: Veränderung kann nur gemeinsam bewirkt werden - Arme, Reiche und die Politik müssen gleichermaßen aktiv werden.

Geld ist Klasse wird mit dem Forum Freies Theater Düsseldorf, dem Theater RAMPE in Stuttgart, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Kunststiftung NRW koproduziert.

Die Uraufführung fand am 20.9.24 am FFT in Düsseldorf statt. Spielorte danach: Stuttgart, Wien, Düsseldorf, Dresden.




Der Theatermacher Volker Lösch, die Millionenerbin Marlene Engelhorn und die Schauspielerin Marlene Reiter gehen das Thema Ungleichheit aus einer neuen Perspektive an: gemeinsam performen sie eine theatrale Attacke auf den Überreichtum. Bei Geld ist Klasse geht es um Vermögen und Macht, Ungleichheit und Überreichtum, Geld und Gerechtigkeit, das gute Leben für alle und wie es wirklich werden kann.

Mit dem Autor Lothar Kittstein entwickeln Engelhorn, Reiter und Lösch ein Theaterstück, das von der Entstehung der Ungleichheit über die Tricks, mit denen Überreichtum sich tarnt und gegen Kritik immunisiert, die Gefahren für die Demokratie, das Gewaltpotential des unregulierten Reichtums bis hin zu Veränderungsmöglichkeiten die gesamte Bandbreite der Thematik abdeckt. Dokumentarische Abschnitte, persönliche Geschichten und fiktive Spielszenen verbinden sich zu einem hybriden Ganzen, das vor allem eins machen soll: Lust auf Veränderung.

Durch den innovativen Ansatz, das Problem mit Blick auf die Reichen zu beschreiben, und mit einer Protagonistin, die als erste Überreiche auf einer Theaterbühne selbstkritisch Einblicke in die abgeschottete Welt der Supervermögen liefert, macht Geld ist Klasse den
Erkenntnisprozess plastisch und zeigt: Veränderung kann nur gemeinsam bewirkt werden - Arme, Reiche und die Politik müssen gleichermaßen aktiv werden.

Geld ist Klasse wird mit dem Forum Freies Theater Düsseldorf, dem Theater RAMPE in Stuttgart, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der Kunststiftung NRW koproduziert.

Die Uraufführung fand am 20.9.24 am FFT in Düsseldorf statt. Spielorte danach: Stuttgart, Wien, Düsseldorf, Dresden.




Rheinische Post, 17.09.24
„An Superreichen ist nichts super"
Marlene Engelhorn ist die Enkelin des BASF-Gründers Friedrich Engelhorn. Sie ließ einen Bürgerrat 25 Millionen Euro ihres Erbes verschenken. Jetzt steht die Deutsch-Österreicherin mit Regisseur Volker Lösch in Düsseldorf im FFT auf der Bühne. Ein Gespräch über Geld, Glück und Gerechtigkeit.

Frau Engelhorn, hat Sie schon mal jemand für verrückt erklärt, weil Sie Ihr Millionenerbe verschenkt haben?

MARLENE ENGELHORN Nein, das hat mir noch keiner gesagt. Aber was bringt das, wenn man mich für verrückt hält? Wir müssen doch darauf pfeifen können, was eine reiche Pappnase macht. Ich glaube, ich stelle Selbstverständlichkeiten in Frage, und insofern bin ich im buchstäblichen Sinne verrückt, also neben der Spur quasi.

Vom 20. bis 22. September spielen Sie in „Geld ist Klasse“ am FFT. Der Titel liest sich wie ein politisches Manifest. Wo kommt die Kunst ins Spiel, Herr Lösch?

VOLKER LÖSCH Es ist seit mehr als 30 Jahren mein Beruf, inhaltlich sperrige Themen in Kunst zu übersetzen. Man muss Figuren erfinden. Die Figuren transportieren Konflikte, und über die Konflikte erzählt man Inhalte. Es gibt den Finanzberater. Es gibt Marlene 1, 2 und 3, das reichste ein Prozent, die Republik, die in Geldnöten ist, zwei Reichen-Coaches…

Frau Engelhorn, was oder wen spielen Sie in dem Stück?

ENGELHORN Das ist eine schwierige Frage. Teilweise spiele ich mich. Die Marlene, die ich spiele, ist eine Stellvertreter:innen-Figur für ein „rich kid“; da geht es auch um die Konflikte, die diese Person mit sich selber hat. In einem Monolog steige ich ein als das reichste Prozent der Bevölkerung.

LÖSCH Der Text ist wichtig. Lothar Kittstein ist ja nicht irgendwer. Wir bringen sehr verdichtetes Material auf die Bühne. Anfangs ist viel über
Gespräche und Improvisation gelaufen. Lothar hat das Material immer weiter mit uns verdichtet.

Welche neuen Einblicke in die Welt der Reichen können Sie geben, Frau Engelhorn?

ENGELHORN Wenig bekannt ist, wie die Vermögensverteidigungsindustrie funktioniert. Das ist nichts Anderes als die gesamte Finanzberater:innenschaft. Man erbt ja nicht nur das Vermögen, man erbt den Finanzberater:innen-Stab gleich mit. Was sind das für Gespräche, mit welcher Selbstverständlichkeit wird welche Position darin vertreten? Da steckt Konfliktpotenzial drin. Es passiert nicht so selten, dass die Reichen, wenn sie selbst keine Spezialist:innen sind, durch den Finanzjargon ausgeschlossen sind von Gesprächen über ihr eigenes Vermögen; und die Berater:innen sagen: „Ich mach das schon für dich.“ Diese Art von Einblick, szenisch verdichtet, ist etwas, was ich mitbringen kann.

Was sind die Probleme der Überreichen?

ENGELHORN Klassische Konfliktlinien entstehen zum Beispiel, wenn sie etwas „Gutes“ mit ihrem Vermögen tun wollen. Dann landet man schnell bei Impact Investing, also mit dem eigenen Kapital die Welt zum Besseren verändern zu wollen – was großer Unfug ist, weil jedes Investment einen „Impact” hat, aber man redet sich gerne ein, dass man selber die besten Ideen hat – oder man landet in der Philanthropie. Der Konflikt ist immer: Weiß ich wirklich, was gut ist für die Welt? Warum darf ich das entscheiden? An Superreichen ist nichts super. Das sind irgendwelche Menschen, die sind auch nicht schlauer als der Durchschnitt, nur reicher. Nur haben die halt ein enormes Machtpotenzial. Vermögen hat es ja im Wort: Was vermag ich mit meinem Eigentum alles anzustellen? Da braucht’s einen klaren, transparenten Blick in einer Demokratie und Regulierungen zur Verteilung von Vermögen.

LÖSCH Marlene hat gerade die Hauptthese beschrieben: Der Überreichtum schlägt in so große politische und ökonomische Macht um, dass er die Demokratie zerstört. Auf der einen Seite glauben wir, dass wir durch Wählen-Gehen Entscheidungen treffen, aber auf der anderen Seite entsteht Macht über so viel Geld. Diese Macht steht über der Politik. Und es ist etwas völlig Anderes, ob wir das aus dem Mund von uns armen Theatertrotteln hören, die einen Reichen spielen und Marlene lacht sich dabei tot, oder ob wir das aus dem Mund einer Überreichen wie Marlene hören. Das kriegst du nicht hin, ohne jemanden, der aus dieser sozialen Blase kommt. Ich arbeite seit 20 Jahren mit sozialen Gruppen, Armen, Migrantischen, Bürgergeldempfänger:innen. Aber an die soziale Gruppe der Reichen kommst du nicht dran. Die reden nicht. Marlene ist da ein Glücksfall.

Wo fängt Überreichtum an?

ENGELHORN Schwer zu sagen, denn zu Vermögen gibt es kaum belastbare Datensätze. Wohlstand bedeutet vielleicht: Ich kann in meiner eigenen Wohnung wohnen, ohne Miete zu zahlen; ich kann mir das Gemüse bei meinem Lieblings-Bio-Supermarkt kaufen. Wenn Wohlstand kippt in politische Einflussnahme – und es geht nur um die Möglichkeit, man muss sie gar nicht nutzen – , dann reden wir von Überreichtum. Denn der kann Realitäten schaffen, ohne ein politisches Mandat zu haben. Darin steckt ein Gefahrenpotenzial für die demokratischen Strukturen. Die Grenze, zahlenmäßig zu bestimmen, ist schwierig. Die niederländische Politologin und Ökonomin Ingrid Robeyns sagt, dass eine Million die moralphilosophische Grenze sei. Sie hat das aus Gesprächen mit Vermögenden abgeleitet, was die wirklich brauchen. Den Überreichtum definiert Robeyns eher politisch mit zehn Millionen. Das ist der Moment, wo es wirklich kippt.

Wie entsteht durch Reichtum Macht?

ENGELHORN Lobby-Arbeit ist ein Super-Beispiel. Man muss sie sich leisten können und wollen. Und sie ist extrem teuer und viel einflussreicher, als man denkt. Es geht darum Beziehungen aufzubauen, etwa um die systematische Bearbeitung von Regierungs- und Parlamentsmitgliedern. Die Stiftung Familienunternehmen, der Bund der deutschen Steuerzahler, … das sind Lobby-Gruppen. Man kann das ausdehnen auf die Thinktanks wie das neoliberale Atlas-Netzwerk, das den neuen argentinischen Präsident Milei unterstützt.

LÖSCH Noch ein Beispiel: die Steuergesetzgebung. Wenn du hohes Vermögen hast, sind die Möglichkeiten, es zu vermehren, exorbitant. Allein das Erbschaftsrecht ist von den Lobbygruppen durchlöchert. Es gibt so ein absurdes Gesetz, dass man einen Betrieb, der über 26 Millionen Euro wert ist, steuerfrei vererben kann, wegen Bedürftigkeit! Unglaublich. Und wieso zahle ich dagegen auf eine Rente von 1300 Euro Steuern? Das ist doch grotesk. Das hat mit Demokratie nix mehr zu tun. Das nennt sich Plutokratie. Wir sind abhängig von diesen Menschen, die ein extremes Erpressungspotenzial haben.

Erpressungspotenzial… ?

ENGELHORN Man muss keine Konsequenzen bringen, es reicht, wenn man droht. Es gibt dann Lobbytaktiken, etwas das „Flächenbombardement“ per Brief oder, besonders beliebt, die Auswanderungsdrohung. So geschehen, als die Erbschaftssteuerreform 2016 zugunsten der Hochvermögenden angepasst wurde.

LÖSCH Es werden auch Gerüchte gestreut. Ein weitverbreiteter Irrtum ist, dass Reiche Arbeitsplätze schaffen, dass man denkt, wir brauchen die Reichen. Das stimmt einfach nicht.

Das FFT wie auch das Tanzhaus geraten finanziell gerade unter Druck, weil die Bundesregierung Fördergelder streichen will. Das passt doch in Ihr Thema, oder?

LÖSCH Ja, es zeigt auch, wie absurd die Situation heute ist. Der Bundeshaushalt beträgt etwa 450 Milliarden Euro. Bis zu 100 Milliarden könnte man sich jährlich über die vielfältige Besteuerung von Überreichtum holen. Stattdessen kürzt man den freien Theatern 20.000 bis 40.000 Euro.

Die Uraufführung von „Geld ist Klasse“ ist im reichen Düsseldorf. Mit Absicht?

LÖSCH Nein, das ist ein schöner Zufall. Wir haben viele Einrichtungen angeschrieben, und Düsseldorf hat sich als erstes gemeldet. Aber da es hier eine hohe Millionärsdichte gibt, hoffe ich, dass der ein oder andere Überreiche im Publikum sitzen wird.

In Basel gab es seinerzeit mit „Biedermann und Brandstifter“ einen hübschen Skandal. Kann sich Düsseldorf auf etwas Ähnliches einstellen?

LÖSCH Ihr stellt Euch das so vor, als würde es am Reißbrett geplant. Ein Skandal entsteht, wenn andere Leute etwas skandalisieren. Ich versuche, die Sachen einfach auf den Punkt zu bringen.

Käme Ihnen ein Skandal entgegen?

LÖSCH Das ist immer sehr witzig, so eine Erregung. Man redet dann über etwas. Der Skandal in Hamburg 2009 am Schauspielhaus bei „Marat/ Sade“ zum Beispiel: Da haben wir Unterlassungsklagen von Reichen bekommen, weil wir ihre Vermögen auf der Bühne ins Verhältnis zu Armut gesetzt haben. Dabei waren die Zahlen öffentlich nachlesbar.

Frau Engelhorn, Ihr Erbe, 25 Millionen Euro, ist seit dem Sommer verteilt. Sie sagten, es fühle sich fantastisch an, jetzt arbeiten zu müssen. Ist ein Job in Sicht?

ENGELHORN Ich vollziehe gerade den Wechsel ins Erwerbsleben. Ich arbeite derzeit ehrenamtlich bei „taxmenow“. Das beschäftigt mich derweil noch Vollzeit. Tatsächlich betrachte ich den Wechsel vom Hochvermögen in die 99 Prozent als einen Aufstieg. Das sind die Leute, die den Laden am Laufen halten. Ich möchte eine von diesen vielen sein. Ich werde das nie ganz sein können, weil ich Teil einer hochvermögenden Familie bin. Ich bleibe privilegiert. Und wenn etwas bei mir richtig schlecht laufen würde, bräuchte ich nur anrufen und ich wäre abgesichert von jemandem, der mich lieb hat.

Sind Sie dankbar für dieses Privileg?

ENGELHORN Nein, ich profitiere davon, ich habe Glück. Aber ich bin nicht dankbar, dass es diese Privilegienstrukturen gibt. Mir wäre lieber, ich würde in einer Welt leben, in der das Problem schon gegessen wäre, in der jede und jeder die Sicherheit hätte, dass es ihm würdevoll gut geht und in der die Geburt nicht darüber entscheidet, welche Lebenschancen man hat.
"Von verschiedenen Seiten prasselten schließlich Forderungen auf Politik und Gesellschaft nieder. Die Vermögensteuer solle wieder eingeführt, das Erben abgeschafft werden, stattdessen sollten alle jungen Leute ein Startkapital bekommen. Privatjets und Superyachten sollten verboten werden. Volker Lösch rief in den Saal: „Werden Sie radikal politisch!“. Und: „Der Kapitalismus ist nur noch für wenige gut.“ Marlene Engelhorn forderte die Reichen, so denn welche anwesend waren, dazu auf, ihren Reichtum rückzuverteilen. Gemessen am Applaus, schien das Publikum politisch mit allem einverstanden zu sein. Der Beifall wird ebenso dem Niveau der schauspielerischen Leistungen gegolten haben."
Bertram Müller, Rheinische Post, 21.09.24

"Wenn Marlene Engelhorn vorführt, wie in reichen Familien über Geld gesprochen wird, folgt: Schweigen. Allerdings, und da offenbart sich echtes schauspielerisches Talent bei dieser Theaterlaiin, gibt es mimische Nuancen des Schweigens, es gibt ein schelmisches Lächeln, es gibt trotzig vor der Brust verschränkte Arme. In reichen Familien, erzählt Engelhorn, ist der Reichtum kein Thema. Er ist einfach selbstverständlich da. Das Kind wird nicht in einen Kindergarten geschickt, sondern in eine „Maternelle“, nicht auf ein Gymnasium, sondern auf ein „Lycée“. Wenn man reist, dann reist man in die Karibik. Es herrscht eine andere Normalität als die, die der Durchschnittsbürger kennt. (...) Am Schluss appellieren die drei Akteure an uns alle, an ihr Publikum, an die Gesellschaft: Tut was! Denn das Erstaunlichste an der ganzen Sache, finden sie, sei doch, dass wir, die Mehrheit, uns diese Zustände so ganz einfach gefallen lassen."
Martin Krumbholz, Süddeutsche Zeitung, 22.09.24
Theater Rampe, Stuttgart: 1. - 3.11.24
Theater Bonn: 18.01.25
FFT Düsseldorf: 14./15.2.25
Staatsschauspiel Dresden: Frühjahr 25
© Christian Knieps
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© Christian Knieps
© Christian Knieps
© Christian Knieps
© Christian Knieps
Mitarbeit Regie:
Kostüme:
Soufflage:

Vergangene Termine

Fr, 25. Oktober, 20:00 Uhr

Sa, 26. Oktober, 20:00 Uhr